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Tarifkampf bei Karstadt, Amazon und im Einzelhandel:
Karstadt bundesweit bestreikt
01. Dezember 2013 Im Rahmen des bundesweiten Arbeitskampfes der Karstadt-Mitarbeiter_innen beteiligten sich Ende Oktober auch zahlreiche Karstadt-Beschäftigte in Schleswig-Holstein, so z.B. auch in Kiel, an den bundesweiten Streikaktionen. Dabei ging es den Mitarbeiter_innen um ihre Forderungen nach Abschluss eines Tarifvertrages über Standort- und Beschäftigungssicherung und die Rückkehr in die Tarifbindung.
Dieser bundesweite Arbeitskampf scheint seine Wirkung auf die Karstadt-Geschäftsführung nicht verfehlt zu haben. Nach Gewerkschaftsangaben gab es in der Verhandlungsrunde Mitte November “erste konkrete Schritte hin zur Lösung des Konflikts.” Danach habe Karstadt signalisiert, wieder zur Tarifbindung zurückkehren zu wollen. So haben die Streikaktionen und Kundgebungen der Karstadt-Gewerkschafter_innen der Karstasdt-Geschäftsführung offensichtlich vor Augen geführt, dass Arbeitskämpfe dem Geschäft durchaus weh tun können – und das lukrative Weihnachtsgeschäft fängst jetzt ja erst an.
Zusammengenommen beschäftigt Karstadt derzeit rund 900 Mitarbeiter_innen in Schleswig-Holstein und unterhält sieben Häuser an den Standorten Kiel, Flensburg, Lübeck, Norderstedt und Neumünster. Die Gewerkschaft ver.di ist seit mehreren Monaten mit der Karstadt-Geschäftsführung in Verhandlungen. Im Mai dieses Jahres hatte Karstadt die Tarifbindung aufgekündigt. Die Folge: Die Beschäftigten profitieren damit nicht von künftigen Tariferhöhungen in der Einzelhandelsbranche, der Konzern will sich damit Gehaltserhöhungen auf dem Rücken der Beschäftigten ersparen.
Zuletzt sorgte die mehrheitliche Übernahme der Karstadt- Sport-Häuser und der profitablen Luxus-Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und München durch die österreichische Signa-Holding des Investors Rene Benko für zusätzliche Verunsicherung und stärkte die Angst vor einer Zerschlagung des Konzerns.
„Berggruen und Benko, als Eigentümer, müssen endlich Klartext reden und deutlich machen, wohin die Reise mit Karstadt gehen soll. Sie sollten nicht vergessen, dass ohne das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Karstadt heute nicht mehr existieren würde. Die Beschäftigten haben durch Verzicht bereits mehr als 650 Millionen Euro in das Unternehmen investiert", so ver.di Nord Sprecher Frank Schischefsky. „Nach langen Jahren der Unsicherheit brauchen die Karstädterinnen und Karstädter eine planbare und verlässliche Zukunftsperspektive. Die gibt es mit einem Tarifvertrag über eine Standort- und Beschäftigungssicherung und die Rückkehr in die Tarifbindung des Einzelhandels“.
Bekanntlich ließ sich vor vier Jahren Nicolas Berggruen als Karstadt-Retter feiern, der den insolventen Karstadt-Warenhaus-Konzern nach vollmundigen Ankündigungen und ausgestattet mit satten Steurgeschenken in eine neue Zukunft führen wollte. Heute entpuppt sich der „Visionär“ als ganz ordinäre Finanz-Heuschrecke und Brutalo-Kapitalist. Von Kapitalinvestitionen bis zu 300 Millionen Euro in moderne Warenhäuser war die Rede - doch Berggruen investierte so gut wie keinen einzigen Cent in den Warenhaus-Konzern. Die größten Opfer bei der angeblichen Rettung von Karstadt erbrachte die Belegschaft. VerkäuferInnen und Warenverräumer, die im Monat gerade mal 1500 Euro brutto verdienen, verzichteten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Lohn- und Gehaltserhöhungen, die in der Branche tariflich vereinbart wurden. Statt auf Geld für Modernisierungs-Investitionen komme es auf den „Wandel im Unternehmen selbst“ an, so Berggruen. Dieser Wandel hat seit Sommer 2011 bereits zur Streichung von 2000 Vollzeitstellen geführt.
Die Tarifauseinandersetzungen bei Karstadt, im Einzelhandel und beim Internethändler Amazon ziehen sich jetzt schon monatelang hin. Ein sicht- und spürbares kämpferisches Signal der Gewerkschaft an die Konzernbosse wäre es, jetzt angesichts des Weihnachtsgeschäfts die Kampfmaßnahmen zu bündeln und zu intensivieren. Und warum sollte ver.di nicht auch zu einer Großdemonstrationen aufrufen. Damit könnten diese Tarifauseinandersetzungen - die in den Medien weitgehend ignoriert werden – stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten und den Druck auf die Konzerne erheblich erhöhen und ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Beschäftigten im Einzelhandel sein.
(gst)