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Wer braucht Olympia?

01. August 2014 Wenn man heutigen Tags in Athen durch die pompösen Sportstätten geht, die zu Beginn des letzten Jahrzehnts für die Olympiade 2004 gebaut wurden, dann sieht man über all das Gras zwischen den Gehwegplatten wachsen. In den Stadien und Hallen herrscht gähnende Leere. Die sündhaft teuren Anlagen sind ganz offensichtlich bei weitem nicht ausgelastet; hier und da sind die ersten Anzeichen des Verfalls zu sehen. Aber der Bau der sportlichen Einrichtungen und der übrigen Infrastruktur, war ein fantastisches Geschäft. Nicht zuletzt für deutsche Konzerne, die für die Aufträge reichlich Schmiermittel verteilten. Griechenland bescherten sie hingegen in Kombination mit enigen anderen Faktoren ein Schuldenproblem, das derzeit für die Zerschlagung der sozialen Sicherheitssysteme und der Gewerkschaftsrechte, sowie für ein Verelendungsprogramm genutzt wird.

 Natürlich: Weder Hamburg noch Kiel sind Athen. Aber die griechische Hauptstadt ist auch nicht gerade ein Einzelfall. Erinnert sich noch jemand an die Proteste, die letztes Jahr Brasilien wegen der Verschwendungssucht für Fifa und Olympia erschütterten? Hat jemand das WM-Stadium in der Amazonas-Metropole Manaus gesehen, einer Großstadt, die weit abgeschnitten von den Bevölkerungszentren des Landes im Urwald liegt und die die Riesenarena vermutlich nie wieder mit einem Fußballspiel wird füllen können? Die Olympiasportstädten sind noch im Bau und werden demnächst weitere Favelas verdrängen.

O.k.: In Kiel werden natürlich keine Viertel der Armen abgerissen. Dennoch sei die Frage erlaubt: Wo sollen denn die Sportler untergebracht werden? Wo werden ihre Unterkünfte gebaut? Vielleicht im Landschaftsschutzgebiet an die Schilkseer Steilküste? Und wer wird die neue Infrastruktur bezahlen? Neue Hafenanlagen müssten doch sicherlich auch her. Brauchen wir das tatsächlich alles? Wer garantiert, dass die Anlagen hinterher tatsächlich sinnvoll genutzt werden können? Das kann heute keiner seriös beantworten. Was wir wissen ist, dass Kiel ziemlich klamm ist und Schwierigkeiten hat, wichtige Zukunftsprojekte wie die Stadt- und Regionalbahn, die Übernahme der Stadtwerke oder die Sicherung der Strom- und Wärmeversorgung zu finanzieren. Hat die Elbphilharmonie nicht gereicht, unsere Politiker von ihrer verrückten Gigantomanie zu heilen?

(wop)

 

   

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