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IG Metall Küste:
Arbeitskampf beendet ehe er richtig beginnen konnte
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01. April 2015 Die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Küste haben sich dann doch schnell und geräuschlos geeinigt: Sie übernehmen den Abschluss aus Baden-Württemberg. Damit erhöhen sich die Entgelte für die 140.000 Beschäftigten vom 1. April an um 3,4 Prozent; außerdem gibt es eine Einmalzahlung von 150 Euro für die Monate Januar bis März 2015.
Nordmetall-Präsident Thomas Lambusch zeigte sich zufrieden: "Wir haben wir unsere Kernziele bei der Altersteilzeit und der Weiterbildung erreicht und einen Arbeitskampf verhindert", sagte er. So komme die Weiterbildung in der Metall- und Elektroindustrie auch künftig ohne tarifliche Ansprüche auf Freistellung und Zuschüsse und ohne mehr Mitbestimmung des Betriebsrates aus.
„Es hat sich gezeigt, dass die Warnstreiks der vergangenen Wochen, an denen sich fast 900.000 Beschäftigte beteiligt hatten, etwas bewirkt haben“, sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall Küste. Mit dem Abschluss von 3,4% Lohnerhöhung habe die IG Metall angesichts der niedrigen Inflationsrate eine Reallohnsteigerung erreicht. Angriffe der Unternehmer auf die bisherigen Altersteilzeitregelungen konnten abgewehrt werden, in Fragen Bildungsteilzeit konnte allerdiungs kein Durchbruch erzielt werden.
Wie lautet ein realistisches Fazit? Der Tarifvertrag wurde für 15 Monate abgeschlossen, die prozentuale Lohnerhöhung gibt es erst ab April. Für das erste Quartal erhalten die Metaller*innen 150 Euro, Auszubildende 55 Euro. Das Volumen liegt damit je nach der individuellen Einkommenshöhe bei um die 3% mit steigender Tendenz bei niedrigen Lohngruppen. Wichtig ist, dass 3,4% tabellenwirksam sind, d.h. die Grundlage für Lohnerhöhungen ab 2016 bilden. Mit dem Abschluss wird der Anschluss an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gehalten, eine Umverteilung zu Gunsten der Arbeitenden fand nicht statt.
Bei der Altersteilzeit (ATZ) wollten die Unternehmer weg von der derzeitigen 4%-Quote der Anspruchsberechtigten. Leichten Verbesserungen bezüglich des Zugangs für besonders Belastete (z.B. Schichtarbeiter*innen) steht eine Erhöhung des Eintrittsalters in die Passivphase gegenüber. Bei der von den Unternehmern vehement abgelehnten Weiterbildungsteilzeit kam es nur zu einer auf Freiwilligkeit basierenden Regel dort, wo ATZ-Kontingente nicht ausgeschöpft werden. Mit fast 900.000 Beteiligten folgten mehr Kolleg*innen den Warnstreikaufrufen der IGM als in der vorherigen Tarifrunde. Die auch vor dem Hintergrund der ökonomischen Disproportionen in der EU und vor allem im Euro-Raum notwendige Umverteilung, fand nicht statt. Ihre Notwendigkeit wird von der Wirtschaftsabteilung keiner Gewerkschaft bestritten. Innergewerkschaftlich ist sie derzeit aber zumeist nur Thema von Insiderdiskussionen, die Forderungen danach in Infos und Mitgliederzeitungen finden bei der Masse der Mitglieder derzeit noch viel zu wenig Anklang. Hier ist noch viel zu tun von linken Gewerkschaftern innerhalb ihrer Organisation. Appelle von außen verhallen da eher oder werden gar als oberlehrerhaft empfunden.
(gst)