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Stadtgespräch zur Flüchtlingssituation:

Unterschiedliche Wahrnehmung

Boot  

01. Februar 2016 Am  18. Januar fand im Restaurant Legienhof die zweite Veranstaltung der dreiteiligen Reihe der „Kieler Stadtgespräche zur Flüchtlingssituation.“ statt. Vor gut 70 BesucherInnen ging es an diesem Abend um die grundsätzliche Frage des guten nachbarschaftlichen Miteinanders und im Besonderen um die Flüchtlingsunterkünfte im Schusterkrug (ehemaliges MFG 5-Gelände). Zu Beginn gab Sozialdezernent Gerwin Stöcken (SPD) einen Sachstandsbericht. 8,7 Prozent der schleswig-holsteinischen Bevölkerung lebt in Kiel. Also bekommt Kiel auch 8,7 Prozent der Flüchtlinge. Das sind insgesamt 3322 Menschen. 1737 Flüchtlinge sind derzeit in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, für 1485 wurde eine Wohnung oder ein Hotel gefunden. Auf dem MFG-5-Gelände (Schusterkrug), um das es an diesem Abend vor allem gehen sollte, wohnen derzeit 900 Menschen – irgendwann einmal sollen es 1200 sein.

Birgit Stöcken, die für die AWO auf dem MFG-5-Gelände Flüchtlinge betreut, schilderte die alltägliche Lebenssituation der Flüchtlinge, die von Bürokratie, Angst und Ungewissheit um ferne Angehörige und vor allen von Langeweile geprägt sei. Frank Matthiesen von der Polizeidirektion Kiel konnte von keinen strafrechtlichen Problemen im Umfeld der Unterkunft berichten – im Gegenteil, die BewohnerInnen begegneten ihm und seinen KollegInnen freundlich und zugewandt.

Die anschließende Diskussion war emotional geprägt von sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen im Umgang mit Menschen, die als „Flüchtlinge“ wahrgenommen werden. So berichtete eine Diskussionsteilnehmerin von einer Gruppe von „jungen Arabern“, die auf der Holtenauer Straße oder auf der Kiellinie Frauen keinen Platz machten. Einige Diskussionsteilnehmerinnen bezogen sich bei ihren Ängsten ausdrücklich auf die Ereignisse der Kölner Silvesternacht. Eine ehrenamtliche Deutschlehrerin berichtete dagegen von ihren positiven Erfahrungen. „Es gab bisher nie Probleme.“ Ihr und ihren Töchtern seien die jungen männlichen Flüchtlinge immer sehr respektvoll begegnet. Eine Teilnehmerin regte an, dass man die Flüchtlinge besser begleiten müsse. „Wenn wir eine gute Betreuung wollen, dann müssen wir das auch ordentlich tun. Das ist jetzt notwendig“, mahnte sie. An diesem Punkt gilt es auch für die gesellschaftliche Linke stärker zu argumentieren. Neben der Schaffung von Quartieren und der Organisation der Erstbetreuung kommt es auf die Integration in den Arbeitsmarkt, in Schulen und Kitas an. Eine solche Konzeption zur Flüchtlingshilfe und Integration bedarf natürlich ausreichender finanzieller Ressourcen der Kommunen, der Sozialverbände und der ehrenamtlichen Netzwerke.                       

(gst)