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Rüstungsproduktion:

Auftrag bei ThyssenKrupp im Kieler U-Bootsbau gescheitert

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01. Juli 2016 Peter Seeger, Geschäftsführer der IG Metall Kiel-Neumünster und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) hat Kritik an „seiner“ Konzernführung geübt. „Ich erwarte von der Geschäftsführung eine bessere Planung und Abarbeitung der vorhandenen Aufträge und für die Zukunft eine deutlich bessere Kostenkalkulation.“ Die Geschäftsführung müsse ihren Job besser machen. 

 

Was war der Hintergrund dieses Rüffels? Im April hatte der Konzern das Rennen um einen Auftrag für den Bau von zwölf australischen U-Booten gegen französische Konkurrenz verloren und in der Konzern-Zentrale werden offensichtlich Befürchtungen laut, dass die Kieler U-Boot-Bauer international zunehmend ins Hintertreffen geraten könnten. Die Konsequenz ist, dass ThyssenKrupp prüft, ob seine Werftensparte für den Gesamtkonzern in naher Zukunft noch genügend Profite abwirft. Die „Welt am Sonntag“ hatte Anfang Juni aus einem internen Papier der TKMS-Geschäftsführung an die Mitarbeiter zitiert, wonach in wenigen Monaten die Werften in Kiel, Hamburg und Emden in ein Auslastungstief fallen würden.

 

So dramatisch will es Peter Seeger nicht sehen: „Es gibt keine Not, über Entlassungen oder Personalmaßnahmen nachzudenken, diese Diskussion gibt es gar nicht.“ Dass der Konzern seine Sparten überprüfe, sei doch klar. „Wir haben keine Informationen über einen geplanten Verkauf oder anderes.“ 

 

In Kiel hat TKMS etwa 2.700 Mitarbeiter, in Emden knapp 400 und in Hamburg etwa 600. Auf den TKMS-Werften gibt es laut Seeger unterschiedlich ausgelastete Bereiche. Die Produktion in der Kieler Werft - dort werden ausschließlich U-Boote gebaut - sei bis zum Jahr 2020 ausgelastet. Dagegen fehlten im Überwasserbereich, der Fertigung von Fregatten zum Beispiel, in absehbarer Zukunft Aufträge. Perspektivisch gelte dies auch für den Konstruktionsbereich. Man dürfe nicht einzelne Werften-Standorte isoliert sehen, sondern TKMS als ein Unternehmen, betonte Seeger.

 

Wie wäre es mit Rüstungskonversion?

 

„Ein wesentlicher Teil von allen bestehenden Industriearbeitsplätzen in und um Kiel ist für die Rüstungswirtschaft tätig. Die Ausfuhrgenehmigungen werden ausschließlich durch die deutsche Bundesregierung genehmigt. Die Konzerne nutzen dies uneingeschränkt, obwohl die verantwortlichen Entscheidungsträger eine andere Zielrichtung propagieren. Die Arbeitnehmer/innen treten für eine Produktionsänderung ein. Sie erwarten von der bundesdeutschen Politik und den Konzernen einen sukzessiven Wandel hin zu einer zivilen Produktion, die letztlich der Entwicklungszusammenarbeit und dem friedlichen Miteinander Chancen eröffnet,“ heißt es im „Masterplan Gute Arbeit für die Kiel Region“ (DGB KERN, Januar 2016, S.17). 

 

Die KollegInnen der Werft hätten es bestimmt gut gefunden, wenn der Kollege Seeger und stellv. Aufsichtsratsvorsitzende in seiner Kritik an der Konzernführung auch ein Wort dazu gesagt hätte. Die Chance, das Wort „Rüstungskonversion“ mal in den „Kieler Nachrichten“ zu platzieren, wurde damit leider versäumt. Aber wahrscheinlich steht das Wort ohnehin auf deren Index – zumal wo jetzt während der „Kieler Woche“ so viele Fotos von Kriegsschiffen die Seiten der Zeitung füllen. 

 

(TEXT+FOTO: gst)