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Die Stadt Kiel als Kostenhai:
Die „Miet-Nebenkosten-Falle“
01. September 2017 Im Stadtteil Kiel-Suchsdorf erhielten in den letzten Tagen Mieter für die Objekte Sylterbogen und Nordseestraße ihre jährliche Betriebs- und Heizkostenabrechnung. Der Vermieter Deutsche Wohnen verschickt ihre Abrechnungen immer während der Sommerferien. Warum, bleibt wohl ihr Geheimnis. Für KollegInnen, die sich schon kein Urlaub leisten können, das werden in Deutschland leider immer mehr, sind Nachzahlungsaufforderungen des Vermieters besonders während der Ferienzeit, nicht lustig.
Deutsche Wohnen ist eine der führenden börsennotierten Immobiliengesellschaften Deutschlands. Das Unternehmen ist in Frankfurt am Main ansässig. 2.320 MitarbeiterInnen sind bei Deutsche Wohnen angestellt. Über 60 Prozent der Konzernanteile befinden sich im Freefloat. Gesellschaften mit hohem Streubesitz besitzen meist keine langfristig orientierten Aktionäre. D. h. die Aktionäre haben in der Regel nur ein sehr kurzfristiges Interesse am Unternehmen (Gewinnmitnahme). Großaktionäre verfolgen hingegen meist strategische und langfristige Ziele mit ihrer Beteiligung. Auch mit dem Menschenrecht auf Wohnen kann man offensichtlich viel Geld verdienen.
Die jetzt zugestellten Betriebskostenabrechnungen weisen für das letzte Jahr (2016) erhebliche Preiserhöhungen aus (Preistreiber ist die Stadt Kiel). Die Kosten nur für die Fernwärme betrugen:
2014 - 39.587,55 Euro
2015 - 39.677,79 Euro
2016 - 54.774,20 Euro
bei fast gleichem Verbrauch. Das bedeutet eine Preissteigerung von ca. 40 Prozent.
Auch bei den Kosten für die Be- und Entwässerung hat die Stadt massiv zugeschlagen. Das sind Preissteigerungen von über 100 Prozent !
Die betroffenen Haushalte wurden mit Nachzahlungsforderungen zwischen 450,- und 550,- Euro beglückt. Außerdem wurden die Mieten (Mietnebenkosten) um bis zu 60.- Euro monatlich erhöht.
Seit Jahren belegen die veröffentlichten Betriebskostenspiegel die wachsende Belastung der Mieter. Besonders auffällig sind die extremen Kostensteigerungen bei den Nebenkosten. Die Nebenkosten haben die Wohnkosten teilweise stärker belastet als die Nettomieten selbst. Die „zweite Miete“ sorgt in Deutschland für eine Verteuerung des Wohnens.
Der Deutsche Mieterbund hat festgestellt, dass fast zwei Drittel der Betriebskosten Heizung und Warmwasser ausmachen. Die Höhe der kommunalen Gebühren können von Gemeinde zu Gemeinde extrem schwanken.
Nicht nur die Nebenkosten auch die Strompreise machten das Wohnen immer teuerer. Seit 2000 haben sich die Strompreise fast verdoppelt. (Mit einem Wechsel des Stromanbieters kann man, im Preisvergleich mit den Kieler Stadtwerken zwischen 200,- und 300,- Euro im Jahr sparen !)
Während die Nettokaltmieten bundesweit seit dem Jahr 2000 um 17 Prozent gestiegen sind, hat sich die Inflationsrate um 25 Prozent erhöht. Die Preise bei den kalten Betriebskosten – dazu gehören Wasserversorgung, Müllabfuhr, Steuern und andere Dienstleistungen – sind im gleichen Zeitraum um 20 Prozent nach oben geklettert. Fachleute gehen von weiteren Preissteigerungen aus. Das sind keine guten Aussichten für viele ArbeitnehmerInnen, RentnerInnen und ihren Familien.
(hg)