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Iltisbunker:
Die „Umgestaltung“ des Wandgemäldes „Revolution und Krieg“ gerät ins Stocken
01. September 2018 Noch ziert das Wandgemälde „Revolution und Krieg“ von Shahin Charmi den Iltisbunker in Gaarden. Nach den Plänen der Stadt Kiel sollte dort längst ein anderes – unverfänglicheres Bild – prangen. Doch der Prozess der „kulturellen Konterrevolution“ im 100. Jahr der Novemberrevolution gerät ins Stocken. Am 6. August verkündete die Stadt in einer Presseerklärung, dass das vorgesehene Konzept von Piotr Nathan „Auf einmal hatte ich einen Schuss in der Milchkanne“ nun noch einmal modifiziert werden soll.
In die Umsetzung sollen etliche weitere Personen einbezogen werden: Der Entwurf – Zeitzeugenbegriffe von 1918 und Collagen von Kindern – sei in 320 Quadrate aufgeteilt worden. Diese Leinwände werden im November wohl in der Halle 400 präsentiert, auf Aluminiumplatten übertragen und erst im Frühjahr 2019 montiert.
„Das neue Konzept zerstört zumindest das alte Gemälde nicht. Charmis Revolutionsepos wäre zwar nicht mehr zu sehen, aber noch da,“ schreibt die KN (8. August 2018) in einem ganzseitigen Artikel und stellt fest: Das Stocken der Umgestaltung „fällt auch mit der Bewegung für den Erhalt des Originals von Shahin Charmi zusammen.“
Die Initiative für den Erhalt des Wandgemäldes hat in kurzer Zeit 1.000 Unterschriften – überwiegend von Gaardener BürgerInnen – gesammelt.
Nachfolgend dokumentieren wir einen Leserbrief, den Walter Ehlert, Gaardener Chronist, Buchautor und Mitglied der Initiative für den Erhalt des Wandgemäldes als Leserbrief an die KN geschickt hatte:
Sehr geehrte Damen und Herren,
was soll den Gaardenern und Kieler Einwohnern denn nun verkauft werden? Was ist das denn für eine Argumentation, die da aus dem Rathaus weichgespült über das Volk ausgegossen wird?
Argumente wie: „Hier wird ein Brückenschlag zur Danziger Revolution der Gewerkschaft Solidarnocs sichtbar“ scheint mir eher an den Haaren eines hinkenden Glatzkopfes herbeigezogen und lässt jeden Bezug zur Gaardener Geschichte und auch zur Revolution von 1918 fehlen.
Der Kunst-Professor Piotr Nathan aus Danzig hat ein wahrlich beachtenswertes Kunstwerk konzipiert.
Bei der Vorstellung dieses und zwei weiterer Entwürfe zur Neugestaltung eines Gaardener Bunkerbildes, führte Herr Nathan auch an, dass er als er nach Gaarden kam, keine Ahnung von diesem Kieler Stadtteil und dessen Geschichte hatte. Mit Verlaub – das ist durchaus in seinem Kunstwerk zu erkennen.
Stadtrat Stöcken spricht über diese Vorstellungs-Veranstaltung im ehemaligen Schleckermarkt am Vinetaplatz, von einer Bürgerbeteiligung. Richtig ist vielmehr: Es trafen ca. 400 Bürger, die sich bei der offiziellen Eröffnung überwiegend aus dem Fanclub der drei Künstler zusammentraf um über eines der Bilder abzustimmen – so bekam das Werk von Herrn Nathan mit gut 150 Stimmen den Zuschlag.
Die Initiative, welche sich für den Erhalt des Fassadengemäldes am Iltisbunker bildete, hat mittlerweile mehr als 1.000 Unterschriften von überwiegend Gaardener Bürgern gesammelt, die bei daraus ergebenen Diskussionen mit teilweise heftigen Reaktionen für die Restauration des alten Bildes sind. Das Herr Stöcken ist Bürgerbeteiligung!
Eine Erklärung, WARUM dieses alte aber hochaktuelle, beeindruckende und für diesen Stadtteil authentische Kunstwerk verschwinden soll, fehlt bis heute. Aber es gibt ja das Gerücht, dass der Maler „nicht einfach“ (?) wäre und unverschämt viel Geld verlangt haben soll. Eben ein Gerücht und bei näherer Betrachtung absolut nicht haltbar – fake News!
Bei einem Gespräch, welches ich mit einer Mitarbeiterin des Stadtteil-Büros führte, sagte mir diese recht junge Dame: „Hier wird doch nur alte Kunst von neuer Kunst ersetzt.“
Hoffentlich denken die städtischen Mitarbeiter in Florenz nicht auch so.
Daran ist durchaus festzumachen, dass es an Kommunikations-Bereitschaft und einer jeglichen Erklärung seitens der städtischen Kunst-Verantwortlichen fehlt. Ja selbst der sehr rege arbeitende Gaardener Ortsbeirat muss hier wahrscheinlich getäuscht worden sein und so sehr zornig auf den Künstler Shahin Charmi reagiert.
Es bleibt noch offen, wie man die Aussage des Herrn Stöcken, die für mein Demokratie-Verständnis nicht nachvollziehbar ist, verstehen muss.
Zitat „Dieses Ergebnis wird jetzt nicht mehr umgestoßen“ Zitat Ende – „Basta“
… und alle Fragen offen.