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Bundesweiter Aktionstag am 21.8.2021:
„Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“
Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages „Wer hat, der gibt“ demonstrierten in Kiel am 21.8.2021, startend am Lessingplatz, einige Hundert Richtung Düsternbrook, um „die Reichen“ lautstark ihre Forderungen zu präsentieren.
Im Aufruf und in den Reden hieß es u.a.:
„Eine Villa in Düsternbrook, Heikendorf oder Übersee? Soll ich meine Milliarden lieber nach Malta oder Luxemburg verschieben? Welche Lobbyorganisation schützt mein Vermögen am besten und soll ich meinen Anteil an Deutsche Wohnen verkaufen? Reiche können sich solche Fragen stellen, weil wir für sie arbeiten gehen. Wir erwirtschaften ihr Vermögen in den Fabriken und Büros, die ihnen gehören. Wir zahlen horrende Mieten für Wohnungen, mit denen sie ihren Besitz vergrößern. Bei Stange gehalten werden wir mit der Erzählung, dass wir alle den Aufstieg schaffen können, dass Leistung sich bezahlt macht; es käme nur auf dich selber an, auf deinen Fleiß und deine Disziplin. Wer es nicht schafft, hätte sich eben nicht genug angestrengt.
Anstatt dieser Realität entgegenzuwirken, bevorteilt die Politik die Reichen: Vermögen werden nicht effektiv besteuert und Steuertrickser*innen geschützt. Die fehlenden Einnahmen werden bei der breiten Bevölkerung abgesahnt. Wir alle müssen mehr Steuern zahlen und leiden unter den Kürzungen der Ausgaben für das Gemeinwohl. Die Regeln im Kapitalismus sind offensichtlich: Den Armen wird genommen, um den Reichen zu geben.
In den letzten vier Jahren sind die Mieten hier durchschnittlich um 15% gestiegen und die Ungleichheiten zwischen dem Reichenviertel Düsternbrook und Stadtteilen, wie Gaarden oder Mettenhof sind so stark wie in kaum einer anderen Stadt. Kiel ist da Platz 1 unter den westlichen Städten. Besonders ausgeprägt ist die soziale Spaltung in Kiel bei der Kinderarmut: In den Stadtteilen Gaarden und Mettenhof wächst mehr als jedes zweite Kind in Armut auf, in Meimersdorf zum Beispiel sind es weniger als 5%.
Auch mit der Klimakatastrophe stehen wir vor einer existenziellen Bedrohung bei der die soziale Ungleichheit ihr Übriges tut: Ein Großteil der deutschen CO2-Emissionen geht auf das Konto der Reichen, wie aktuelle Studien belegen.
Die Pandemie hat soziale Ungleichheiten weiter verstärkt. Durch Kurzarbeit und Kündigungen, geschlossene Kitas und Schulen sowie weggefallene soziale Unterstützungsangebote wurden viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen getrieben und in Existenznot gebracht. Besonders hart getroffen hat es dabei benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie prekär Beschäftigte und Hartz IV-Empfänger*innen. Aber auch Frauen und queere Menschen, die von der Zunahme der Haus- und Sorgearbeit betroffen waren. Auf die größten Haufen wurde aber weiter geschissen: Das Vermögen der deutschen Milliardär*innen wuchs um 22%, das sind satte 100 Milliarden Euro. Klar ist auch, dass die kommende Regierung unter dem selbstauferlegten Zwang der Schuldenbremse auf Geldsuche gehen wird. Es ist zu befürchten, dass wir für die milliardenschwere Corona-Rechnung zahlen sollen. Entsprechende Vorstöße, beispielsweise Diskussionen über die Anhebung des Renteneintrittsalters sowie die Kürzung der Mütterrente, hat es schon gegeben. Aber da machen wir nicht mit. Wir lassen uns nicht länger ignorieren, denn:
Wir können uns die Reichen und ihren exzessiven Lebensstil nicht mehr leisten!
Holen wir uns, was uns zusteht – laut, schrill, bunt und wild!“
(gst)