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Antifaschistische Demo in Gaarden:

Der Nazi-Laden muss weg!

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Bild: gst

Am 4.Mai demonstrierten über 600 Kieler AntifaschistInnen in Gaarden für einen solidarischen und kulturell vielfältigen Stadtteil – ohne Neonazis und ihrer rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Ideologie. Der Kieler "Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus" hatte zu dieser Demonstration aufgerufen, um der Forderung nach Schließung des Nazi-Ladengeschäfts "PLS-Werkzeuge" im Zentrum Gaardens Nachdruck zu verleihen.
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Seit Dezember 2012 existiert am Vinetaplatz das Geschäft, das neben Gravuren auch Bewaffnung und Einbruchwerkzeug anbietet. Der Verantwortliche für den Laden, Alexander Hardt, ist seit Jahren bekannt aus dem Umfeld des Neonazi-Treffpunktes Club88 in Neumünster. Am Türschild stehen außerdem zwei weitere Namen: Lars Bergeest, der durch seine Nähe zum Rechtsrock-Netzwerk „Blood And Honour“ bekannt ist, sowie der ehemalige NPD-Landesvorsitzende und momentan inhaftierte Peter Borchert. Noch ist nicht klar, ob und welche Funktion der Laden in der Neonaziszene spielen kann. Klar ist aber, dass sich insbesondere in Gaarden viele Menschen durch die von diesem Laden ausgehenden möglichen Einschüchterungsversuche fürchten.
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Bild:gst
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Beim Auftakt am Alfons-Jonas-Platz gab Norbert Aust vom Kieler Werftpark-Theater den Demonstraten die Mahnung Bertolt Brechts mit auf den Demo-Weg:

Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert / Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt einmal fast die Welt regiert! / Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Daß keiner uns zu früh da triumphiert - / Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

Dietrich Lohse vom "Runden Tisch" in seiner Ansprache zu Beginn der Demonstration: „Gaarden – bunt und vielfältig. Dieser Slogan kann natürlich nicht die Probleme verdecken, die es in unserem Stadtteil tatsächlich gibt – Probleme, die gern mal auf den Begriff „Sozialer Brennpunkt“ gebracht werden. Tatsächlich leben hier viele Menschen, die Opfer kapitalistischen Wirtschaftens sind und die den Druck der Krise dieses Wirtschaftssystems besonders hart spüren. Das geht uns auch als Antifaschistinnen und Antifaschisten an, und gerade von Euren Ge- werkschaften dürft ihr mehr erwarten und einfordern, als nur gegen Nazi-Umtriebe zu protestieren. Denn die Nazis versuchen, aus der Not der Menschen politischen Profit zu schlagen.

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Bild: gst
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Auch bei den anstehenden Kommunalwahlen: NPD-Mitglieder wie das derzeitige Ratsmitglied Hermann Gutsche und Angehörige der „freien Kameradschaften“ kandidieren für die sogenannte „Wahlalternative Kieler Bürger“ - eine Nazi-Liste. Die Nazis sind, wie die DGB-Gewerkschaften festgestellt haben, „Trittbrettfahrer der sozialen Frage“, und meine Gewerkschaft ver.di hatte Recht, als sie feststellte, Hartz IV und die Agenda 2010 seien „eine Steilvorlage für Rechtsextreme“. Daher dürfen wir uns heute eine „Agenda 2020“ nicht bieten lassen; der Kampf gegen Sozialkahlschlag und der Kampf gegen Nazis gehören zusammen. Nur so kann der soziale Zusammenhalt gedeihen und wachsen, den wir so dringend brauchen und gegen die Spaltungsversuche aus dem rechten Lager verteidigen, kann das friedliche Miteinander der Kulturen ebenso Wirklichkeit werden wie die Forderung „gute Arbeit – gutes Leben“, für die wir gerade erst am 1. Mai demonstriert haben. Unsere Agenda heißt Widerstand.

Keinen Fußbreit, keine Stimme für die Nazis – keine Geschäfte mit Faschisten!
Den „pls“-Laden schließen!
Verbot und vollständige Auflösung der NPD und aller anderen faschistischen Organisationen!
Weg mit allen rassistisch motivierten Sondergesetzen – herzliches Willkommen allen Flüchtlingen –
Gleiche Rechte für alle Menschen, die hier leben!
Dafür machen wir uns jetzt auf den Weg."

Auf der Zwischenkundgebung am Bahide-Arslan-Platz (benannt nach einem Opfer des Möllner rassistischen Mordanschlages vom November 1992) prangerte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Schleswig-Holsteins, Dr. Cebel Küçükkaraca das Wegschauen des deutschen Staates an, wenn es um rechte, rassistische Gewalt geht und verdeutlichte dies an Hand der Brandanschläge von Mölln und Solingen und der Morde der NSU-Terrorgruppe. Er forderte deutsche und türkische MitbürgerInnen auf, sich gemeinsam rechter Gewalt entschlossen entgegenzustellen – wo immer sie anzutreffen ist.

Ein Redner der SDAJ beleuchtete die Funktion und das Wesen von Nazi-Ideologie und verwies auf den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus. Auf der Abschlusskundgebung am Vinetaplatz (wobei der PLS-Werkeuge-Laden von der Polizei massiv beschützt wurde) ergriffen dann noch die Autonome Antifa-Koordination Kiel, Avanti und die DGB-Jugend das Wort. Unisono brachte man zum Ausdruck: Läden wie PLS-Werkzeuge stellen für viele in Gaarden lebende Menschen eine unmittelbare Bedrohung dar, die aus der Präsenz der Betreiber und des durch sie angezogenen Milieus in ihrer Nachbarschaft entsteht. Insbesondere MitbürgerInnen, die nicht in das rassistische oder anderweitig diskriminierende Weltbild der Neonazis passen, müssen fürchten, Ziel von Einschüchterungsversuchen und gewalttätigen Übergriffen zu werden. Deshalb nuss die Forderung heißen: Keine Geschäfte mit Neonazis – Den Laden "PLS-Werkzeuge" dichtmachen! - Der Laden muss weg!

Text/fotos: gst