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Freiraum auf See erhalten:

 Traditionssegler Lovis kämpft um seine Existenz

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Lovis darf wieder fahren!!

01. August 2013 Die Tage des Bildungsschiffes Lovis sind gezählt. „Die Auslegungspraxis der Verkehrsberufsgenossenschaft hat in den ver- gangenen Jahren dazu geführt, dass eine ganze Reihe von Schiffen stillgelegt wurden. So wie es aussieht, sind wir das nächste“, sagt Sören Vollmann, einer der ehrenamtlichen Skipper des Schiffes. Bis Ende Juni gab es noch ein vorläufiges Zeugnis. Jetzt steht das ehrenamtlich betriebene Projekt vor dem Aus.
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Nicht historisch genug?
„Wir sind alle total geschockt, dass das was wir tun, plötzlich verboten sein soll. Es geht hier um viel mehr als ein Schiff“, sagt Annika Härtel, Bootsfrau auf der Lovis. Die Gruppe rund um die Lovis macht seit 13 Jahren Seminare zu Themen rund um das Meer, internationalen Jugendaustausch und bietet eine Plattform für gesellschaftspolitisches Engagement.Bisher fiel die Lovis unter die Bestimmungen für Traditionsschiffe, nun steht der Status des Traditionsschiffs infrage – weil das Schiff angeblich keinen historischen Wert habe. Diese Wertung ist höchst fragwürdig.„Wir haben einen Rumpf von 1897 restauriert und daraus ist ein Schiff entstanden, das nicht nur der Nachbau eines tatsächlich existierenden Schiffes ist, sondern eine bedeutende Schiffsgattung, die Frachtlogger, repräsentiert“, so Johannes Richter, der seit der Gründungsidee dabei ist und jeden Winter 300 km anreist um sich an den Renovierungsarbeiten zu beteiligen.
 
Kein Einzelfall
Die ehemals etwa 200 Schiffe umfassende Flotte der fahrenden traditionellen Segelschiffe in den norddeutschen Häfen hat sich in den letzten fünf Jahren schon auf fast die Hälfte verkleinert. Mal wird kommerzielles Wirtschaften unterstellt, mal angezweifelt, dass das Schiff historisch ist, mal Umbauarbeiten auferlegt, die Eigner und Vereine, denen die Schiffe gehören, nicht finanzieren könnten. Die Lovis-Crew fordert daher: „Stoppt das Schiffe versenken!“ und kündigt für die kommenden Monate eine Kampagne zur Rettung ihres Schiffes an. „Wir kämpfen für die Lovis und sind mit den anderen betroffenen Schiffen solidarisch“, sagt Frauke Wiese, die in diesem Sommer einen internationalen Jugendaustausch auf dem Schiff begleitet.Die Lovis macht traditionelle Seeschiffahrt erfahrbar und bietet einen Freiraum. Einen Raum, in dem Menschen sich Meinungen zu sozialen und ökologischen Fragen bilden und motiviert werden, sich für die Gesellschaft einzusetzen. Die EU und andere öffentliche Stellen haben das in den vergangenen Jahren anerkannt und fördern viele unserer Fahrten. „Das passt doch nicht zusammen“, sagt Frauke Wiese, „die eine öffentliche Stelle fördert uns, die andere entzieht uns die Fahrerlaubnis. Die Lovis muss weiter fahren.“

 Hintergrund
1998 wurde das Segelschiff Lovis von einer Gruppe junger Leute ehrenamtlich nach konkreten historischen Vorbildern aufgebaut und fährt seither mit Schulklassen, Jugendlichen und Gruppen von gesellschaftspolitisch aktiven Menschen auf der Nord- und Ostsee. Das etwa 30-köpfige Betreiberteam versteht sein Schiff als offene Plattform für Projekte und Aktionen. Auf der Lovis wird nicht nur traditionelle Seemannschaft vermittelt. Die Seminarfahrten haben soziale und ökologische Inhalte. Jugend-, Menschenrechts- und Umweltgruppen nutzen das Schiff für ihre Kampagnen und Aktionen. So war die Lovis 2009 beim Klimagipfel in Kopenhagen, hat Kampagnen gegen die Überfischung der Meere und Atomkraft in Europa getragen und engagiert sich aktuell für einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.Egal ob bei der Freizeitreise oder einer Aktionsfahrt: Die traditionelle Seemannschaft und die spezielle Art des Unterwegsseins auf einem alten Segelschiff sind elementarer Teil des Fahrkonzeptes: Alle müssen mit anpacken und maritime und historische Grundkenntnisse werden vermittelt. Seit der ersten Fahrt 2000 hat das Segelschiff etwa 72.000 Seemeilen zwischen der norwegischen See, den Aalandinseln und der Irischen See zurückgelegt und hatte etwa 8.000 Mitsegler an Bord.

 Was passiert jetzt?
Seit Jahren verwehrt die Berufsgenossenschaft Verkehr vielen Traditionsschiffen auf der Basis von intransparenten und nicht nachvollziehbaren Kriterien die Erteilung von sog. Sicherheitszeugnissen. Der Bestand an Schiffen ist dadurch bereits auf etwa die Hälfte geschrumpft. Trotz der vom Bundesverkehrsministerium (BMVBS) bereits am 27.06.2013 in Aussicht gestellten Erteilung von Zwei-Jahres-Sicherheitszeugnissen hat die „Lovis“ bisher keine Fahrterlaubnis von der zuständigen Berufsgenossenschaft Verkehr erhalten und liegt noch immer im Greifswalder Museumshafen fest. „Die Ankündigung, dass unbürokratisch vorgegangen wird und wir bald wieder fahren dürfen, hat sich nicht bewahrheitet“ sagt Annika Härtel, Bootsfrau der „Lovis“. Jetzt musste die Teilnahme am interkulturelle  Festival im Hamburger Hafen abgesagt werden.Ca. 13.000 Menschen haben bis Redaktionsschluss diese Petition unterschrieben: „Bildung auf See braucht Schiffe in Fahrt! Für den Erhalt von Traditionsschiffen wie der Lovis“. Petition und Webseite der Lovis: www.lovis.de   
 (uws)
   

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