Sozialistische Zeitung für Kiel
Aktuelle Ausgabe vom 01. Juli 2017
Das Foto wurde offenbar in den bewegten Tagen zwischen 3. und 5. November 1918 aufgenommen – im Studio des Kieler Fotografen Anton Busch (seinerzeit Holtenauer Straße 111).
Stolze Revolutionäre
01. Juli 2017 Der Kiel-Berliner Filmemacher Kai Zimmer entdeckte eines der wenigen authentischen Fotos vom Matrosenaufstand. In Sachen Kieler Matrosenaufstand 1918 ist der Kiel-Berliner Filmemacher und Brockmann-Preisträger Kai Zimmer spätestens seit der Recherche zu seinem Film „Revolution 18“ (2012) ein Experte. Nun hat er im Internet eines der wenigen authentischen Fotos von Kieler revolutionären Matrosen entdeckt. Der Beginn der Revolution, die am Ende des 1. Weltkriegs mit dem Matrosenaufstand Anfang November 1918 in Kiel ihren Ausgang nahm, ließ ihn nicht los, seit er in seinem Film das Tagebuch des Kieler Ingenieurs Nicolaus Andersen als Quelle benutzt hatte. Schon da war ihm aufgefallen, dass viele der in Geschichts- büchern kolportierten Fotos vom Matrosenaufstand nicht aus Kiel stammten, sondern entweder aus Wilhelmshaven, wo die Matrosen den Befehl zum Auslaufen der kaiserlichen Flotte in den finalen Untergang verweigerten („Feuer aus den Kesseln!“), bevor solcher Funke in Kiel zum Aufstand wurde, oder aus Berlin, wohin sie von Kiel aus reisten, um die dortige Revolution zu unterstützen.
Kommentar:
Methusalem-Meiler
01. Juli 2017 Es war eine der größten Anti-AKW-Demos der letzten Jahre. Rund 50.000 Menschen beteiligten sich am 25. Juni nach Veranstalterangaben kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe im Drei-Länder-Eck bei Aachen an einer internationalen Menschenkette für die Abschaltung der belgischen AKW Tihange und Doel. Drei der Reaktoren in den beiden Atomkraftwerken unweit der deutschen (Tihange) bzw. der niederländischen (Doel) Grenze laufen bereits seit 41, 42 und 43 Jahren. Schlimmer noch: Sie mussten in den letzten Jahren wiederholt vom Netz gehen, weil in ihren Sicherheitsbehältern mehrere tausend Haarrisse festgestellt wurden.
Wir trauern um Christian Koberg
01. Juli 2017 Im Alter von 70 Jahren ist Christian Koberg am 22. Mai 2017 in seiner Heimatstadt Kiel verstorben. Der überzeugte, kenntnisreiche Marxist und Kommunist hat viele politisch Engagierte seit den 60er Jahren mit seinem unermüdlichen Einsatz für eine gerechtere Welt beeindruckt. Mit 16 Jahren wurde er Mitglied der illegalen KPD. Er war Mitorganisator der ersten Ostermärsche in Hamburg und Schleswig-Holstein und Mitunterzeichner des Aufrufs zur Konstituierung der DKP in Schleswig-Holstein, in der er später verschiedene Funktionen auf Bezirksebene ausfüllte.
Abschiebestopp:
1.000 demonstrieren für Bleiberecht von Geflüchteten aus Afghanistan
Foto: Peter Werner, Kieler Arbeiterfotografen
01. Juli In der Kieler Innenstadt haben am 10. Juni 2017 1.000 Bürger*innen dafür demonstriert, dass afghanische Flüchtlinge in Schleswig-Holstein bleiben dürfen und nicht abgeschoben werden. Nach einer Kundgebung am Hauptbahnhof zog der Demonstrationszug zum Landeshaus. Dort übergab eine Abordnung den im Landeshaus über eine Koalition verhandelnden Politikern von CDU, Grünen und FDP eine Petition, in der sie von der künftigen Landesregierung forderten, weiterhin auf Abschiebungen nach Afghanistan zu verzichten und sich dafür auch auf Bundesebene einzusetzen.
Jamaika in Schleswig-Holstein:
Flüchtlingspolitisches Yin und Yang
Foto: gst
01. Juli 2017 Der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein begrüßt, dass die künftige Jamaika-Koalition eine in Teilen humanitär und rechts-politisch bedarfsgerechte Flüchtlings- und Integrationspolitik ankündigt. Enttäuschend ist allerdings die koalitionäre Festlegung auf die Beteiligung des Landes an der restriktiven Abschiebungspolitik des Bundes. Der Flüchtlingsrat bedauert, dass die künftige Landesregierung die ihr von der Vorgängerin mit einer geplanten norddeutschen Abschiebungshafteinrichtung, einem Ausreise-zentrum und dem sogenannten integrierten Rückkehrmanagement zugeworfenen Bälle auffangen und nun ins eigene Feld spielen will. Ohne Korrekturen wird sich dies zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für die landesweit in der Flüchtlingssolidarität engagierten Initiativen auswachsen. Dass das Rendsburger Abschiebungsgefängnis geschlossen bleiben soll, tröstet dabei nur bedingt.
Bürgerbeteiligung im Fall Katzheide endlich ernst nehmen!
01. Juli 2017 Zur geschäftlichen Mitteilung zu den Kieler Bädern erklärt der sportpolitische Sprecher der Ratsfraktion DIE LINKE, Daniel Hofmann: „Ich finde es erfreulich, dass Herr Stöcken im Rahmen dieser Mitteilung nun endlich einmal wenigstens irgendetwas vorlegt, das in Richtung einer Planung in Bezug auf eine Sanierung von Katzheide geht. Das ist aber leider auch fast das einzige Positive, dass ich mit Blick auf das Gaardener Freibad, zu dieser Vorlage sagen kann!“
Veranstaltung des Griechenlandsolikomittes Kiel:
Karl Heinz Roth stellte sein Buch „Reparationsschuld“ vor Nur gemeinsamer Druck von unten kann etwas bewirken!
01. Juli 2017 Am 15. Juni 2017 stellte Karl Heinz Roth sein Buch „Reparationsschuld. Hypotheken der deutschen Besatzungs-herrschaft in Griechenland und Europa“ auf einer Veranstaltung in der pumpe vor. Eingeladen hatte das Griechenlandsolikomitee Kiel in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und anderen linken Kräften.
Kieler Woche und militaristisches Säbelrasseln
Aktion während der Kieler Woche am Bundeswehr-Truck: „Krieg beginnt hier!“ Foto: gst
01. Juli 2017 So wie jedes Jahr lockte Ende Juni die „Kieler Woche, das größte maritime Volksfest Nordeuropas“ (so der eigene Anspruch, des von vielen international agierenden Großkonzernen gesponserten Mega-Events) wieder Hunderttausende in die Hauptstadt Schleswig-Holsteins.Neben ambitioniertem Segelsport, Open-Air-Konzerten auf zig Bühnen und dem Konsum kulinarischer und alkoholischer Spezialitäten aus aller Welt, prägt seit Jahren auch immer mehr das Militärische den Charakter dieses Festes: So durch die Präsenz von NATO-Kriegsschiffen und die Möglichkeit, dass Besucher sich dieses Kriegsgerät auch an Bord mal hautnah anschauen können. Unweit der Kriegsschiffe wirbt dann die Bundeswehr mit ihren Truck für neue „Mitarbeiter“ für ihre Dienstleistungen in aller Welt.
Redebeitrag auf der Demo gegen die Militarisierung der Kieler Woche: Zivilklausel für die Kieler Universität die dem Frieden verpflichtet ist !
„PAX OPTIMA RERUM“ – Frieden ist das höchste Gut. „PAX OPTIMA RERUM“ – so das Motto unserer im Jahre 1665 ge-gründeten Christian-Albrechts-Universität
01. Juli 2017 Der Ursprung aller modernen Technik liegt in der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung. Und aus Kosten-gründen erbringen Unternehmen diese Grundlagenarbeit nicht mehr selber, sondern verlagern dies an die Hochschulen. Dort gibt es die notwendigen Einrichtungen sowie wissbegierige und gut ausgebildete Menschen – und meist auch Verwaltungen, die solch zusätzlichen Forschungsgelder nicht abgeneigt sind. Lässt sich doch in unserem unterfinanzierten Bildungswesen damit auch allerhand querfinanzieren.
Bundestagswahl:
Quo vadis SPD?
01. Juli 2017 Wenige Monate vor der Bundestagswahl haben verschiedene Sozialdemokraten einer Koalition mit der Linkspartei eine Absage erteilt. Oppermann, Weil, Steinbrück, der selbst als Kanzlerkandidat grandios gescheitert war, wollen nur in eine Regierung gehen in der sich alle klar zur EU und NATO bekennen und zur internationalen Verantwortung Deutschlands stehen. Was gemeint ist, sagte der Sozialdemokrat Steinmeier der FAZ. Er hält es für erforderlich, dass Deutschland sein Bundeswehr- Engagement ausweitet. „Deutschland muss seine militärischen Möglichkeiten stärken“ sagte Steinmeier der FAZ. „Gerade weil wir zu den wenigen politisch, demokratisch (Eine Mehrheit von 55 Prozent der Deutschen ist für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Das ergab eine INSA-Umfrage hg) stabilen Staaten weltweit gehören, wird von uns erwartet, dass wir uns bei der Beilegung von Konflikten stärker beteiligen als vor zehn oder zwanzig Jahren“ so Steinmeier weiter. Steinmeier fordert höhere Rüstungs- ausgaben und mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr. Das geht m. E. weit über seine verfassungsgemäße Zurückhaltung hinaus. Verletzt Steinmeier damit u. U.seine verfassungs rechtliche Pflicht zur Zurückhaltung? Darf er sich so als Bundespräsident in die aktuelle politische Debatte einmischen?
ver.di:
Warnstreiks im Versicherungsgewerbe
Foto: gst
01. Juli 2017 In der laufenden Tarifrunde für die bundesweit rund 170.000 Beschäftigten des privaten Versicherungsgewerbes verschärft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Proteste und Warnstreiks. Das von den Arbeitgebern vorgelegte Gehaltsangebot sei in Kombination mit der Weigerung, Zukunftsthemen tarifvertraglich zu regeln, absolut inakzeptabel, betonte ver.di Bundesvorstandsmitglied Christoph Meister.
Wechsel an der Spitze der IG Metall Kiel-Neumünster
01. Juli 2017 Am 8. Juni 2017 wurde auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Kiel-Neumünster Stephanie Schmoliner als Nachfolgerin für Peter Seeger zur neuen Geschäftsführerin und ersten Bevollmächtigten gewählt. Mit 94,4 Prozent der Stimmen der anwesenden Delegierten erreichte sie in geheimer Wahl ein tolles Ergebnis.
Gewerkschaftsticker
01. Juli 2017 G20 Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund ist bei den Protesten dabei. „Natürlich sind friedliche Proteste legitim und gerechtfertigt. Der DGB beteiligt sich an Aktionen und Demonstrationen, die für eine faire Globalisierung eintreten. Krawall oder gar Gewalt lehnen wir aber ganz entschieden ab!“ (DGB-Chef Reiner Hoffmann)
Arbeit: Befristet und schlecht dran. Befristete Jobs sind ein Massenphänomen. Beispiel Hochschule: Hier haben neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern nur einen befristeten Vertrag. Das wirkt sich nicht nur auf Einkommen und Karriere aus, sondern hält „die Menschen von fast allem ab, was sie im Leben sonst noch vorhaben“ schreibt DGB-Vorstand Annelie Buntenbach in der Frankfurter Rundschau. (DGB)
Tag der Bundeswehr in Plön:
Stumpfe Militärpropaganda gegen das schlechte Image und freier Einlass für Neonazis
01. Juli 2017 Rechtsextremismus, NS-Devotionalien, Missbrauchsfälle – die Bundeswehr hat ein massives Imageproblem. Und zudem große Nachwuchssorgen. Beim diesjährigen „Tag der Bundeswehr“ am 10.06.2017 präsentierte sich die Bundeswehr unter dem Motto „Willkommen Neugier“ erneut bürgernah und als wichtigen Arbeitgeber und Teil unserer Gesellschaft. Für Skandale interessierte sich anscheinend kaum jemand.
Trump als Schmiermittel für ein deutsches Europa
01. Juli 2017 Seit Monaten wird uns Trump von Politik und Medien ausgiebig mit seinen diversen unangenehmen Facetten serviert. Kein Tag ohne Trump. Trump als Egomane und Egozentriker, Trump als Vertreter des Großkapitals, Trump als unberechenbarer Schwachkopf, Trump, der insgeheim mit Russland dealt, Trump als Feind des Freihandels. Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich vorausschicken, dass ich kein Trump-Fan bin und einige dieser Zuschreibungen auch zutreffend finde. Natürlich ist Trump ein gefährlicher, unberechenbarer Politiker, der vor allem die Interessen der reichen Oberschicht in den USA vertritt, Bomben werfen lässt und mit Kriegseinsätzen droht. Doch hier geht es darum, inwieweit das Feindbild „Trump“ besonders in Deutschland für eine eigene politische Strategie instrumentalisiert wird.
Atomwaffen abschaffen !!
01. Juli 2017 Seit März 2017 findet bei den „Vereinten“ Nationen in New York eine Konferenz statt, die sich mit der Abschaffung von Atomwaffen beschäftigt. 134 Staaten versuchen einen Atomwaffenverbotsvertrag auszuhandeln. Seit der Verabschiedung des Nichtver-breitungsvertrages im Jahr 1968 ist dies die wichtigste Staateninitiative zur nuklearen Abrüstung. Vom 15. Juni bis zum 7.Juli findet bzw. fand die zweite Verhandlungsrunde statt. Die Verhandlungen finden allerdings ohne Deutschland und den NATO Staaten, mit Ausnahme der Niederlande, statt. Die deutsche Bundesregierung folgt offenbar einer Aufforderung der Regierung der USA an alle Mitglieder der NATO, in der diese dringend dazu aufgerufen wurden , der Konferenz fern zu bleiben.
G20-Proteste in Hamburg: Nein zu Krieg und Militarismus – Ja zu Abrüstung und zivilen Konfliktlösungen
5./ 6. Juli 2017: Gipfel der Globalen Solidarität – Solidarity Summit
8. Juli 2017: Internationale Demonstration Grenzenlose Solidarität statt G20
01.Juli 2017 Die mehr als 12.000 Demonstrierenden in Brüssel am 24. Mai 2017 gegen den NATO-Gipfel, die Kriegs- und Aufrüstungspolitik der NATO, waren ein ermutigendes und hoffnungsvolles Zeichen auch für die Vorbereitung des Widerstandes gegen das G20-Treffen in Hamburg.
TERMINE
5. /6. Juli 2017, Hamburg:
Alternativer Gipfel der Globalen Solidarität - http://solidarity-summit.org/event/
5. Juli, 10.00 Uhr, Kampnagel K6, Jarrestraße 20, Hamburg
AUFTAKTVERANSTALTUNG:
Globalisierung reloaded – Die G20 und das globale Krisenmanagement
6. Juli, 19.30 Uhr, Kampnagel K6, Jarrestraße 20, Hamburg
ABSCHLUSSVERANSTALTUNG:
Für Globale Solidarität – mit einer progressiven Internationale? – Strategien gegen den Neoliberalismus und die neue Rechte
8. Juli 2017, 11 Uhr, Deichtorplatz (Nähe Hauptbahnhof), Hamburg
Internationale Demonstration -
Grenzenlose Solidarität statt G20
16 - 18 Uhr, Abschlusskundgebung,
Heiligengeistfeld
Mi., 12.07., 19 Uhr, Pumpe
Attac-Plenum (www.attac-kiel.de)
Do., 13.7., 18.30 Uhr, Alten Mensa der CAU, Norbert-Gansel-Hörsaal, Olshausenstr./Ecke Westring
Prof. Dr. Rainer Mausfeld zum Thema“ Psychologie, Demokratie und Meinungsmanagement“
Veranstalter: IPPNW
Fr., 21.07., 18 Uhr, Alte Mu, Lorentzendamm 6-8, Glückslokal
Treffen der Transitiontown-Initiative:
Kiel im Wandel
So., 23.07., 18 Uhr, Produktion LinX