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Neues Baugebiet SCANHAM bei Büdelsdorf:
Ein Korb von AMAZON
Viele Gemeinden haben vor ein paar Jahren in Windeseile ein mind. 20 ha großes Gewerbegebiet aus dem Boden gestampft und sich der Fa. Amazon mit einem Angebot an den Hals geschmissen. In der Hoffnung, dass Amazon zu ihnen kommt, dann viel Gewerbesteuern zahlt und die Gemeinde reich macht. Aber schließlich mussten die meisten Gemeinden (wie z. B. Altenholz) die Planungen enttäuscht wieder abbrechen und es bleib zur Erinnerung eine verwahrloste Kleingartensiedlung, denn die mussten ja für Amazon raus.
Amazon suchte sich die Gemeinde aus, die am Dichtesten an der Autobahn A7 liegt, gut angebunden und billig ist. Also bekam Büdelsdorf den Zuschlag und schuf auf die Schnelle ein 40 Hektar großes Gewerbegebiet an der B 203 nur zwei Kilometer von der A7 entfernt. Für ihr neues Logistikzentrum kaufte Amazon 21 ha und das Unternehmen soll so zwischen 10 bis 15 Millonen Euro dafür bezahlt haben. Amazon wollte angeblich bis zu 1300 Arbeitsplätze schaffen. Büdelsdorf baute also das neue interkommunale Gewerbegebiet SCANHAM, zusammen mit Rendsburg, Borgstedt und Schacht-Audorf und sie gründeten die Scanham Entwicklungsgesellschaft Borgstedterfelde mit den Bürgermeistern als Gesellschafter.
Nun ist der Ofen aus. Amazon machte einen Rückzieher ohne konkrete Gründe zu nennen. „Verschiedene weitreichende Überprüfungen (!) haben zu der Entscheidung geführt, das Projekt gegenwärtig nicht weiter voranzutreiben.“ erklärte ein Amazon-Sprecher und lobte die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Entwicklungsgesellschaft. Amazon prüfe ständig neue Standorte um ihre Kunden am besten zu bedienen. Ob der schwächelnde Online-Handel oder die zunehmende Konkurrenz durch asiatische Händler wie Temu oder Alibaba dahintersteckt, kann man nur vermuten. (Siehe auch KN, 9.3.2024)
Das Dumme ist jetzt nur, dass Amazon auf dem Gelände sitzt und nun die Entwicklung des Gewerbegebietes blockiert. Von den übrigen 10 ha Gewerbeflächen seien schon 5 ha „reserviert“ und ein Vertragsabschluss für 1,1 ha stehe kurz bevor. Der Rest ist nun Brachland und es wurde viel Naturfläche versiegelt. Und die Gemeinden lernen auch nicht dazu, denn sie könnten theoretisch das Land in Gemeindebesitz behalten und verpachten. Dann ließe es sich beliebig umwidmen, recyceln oder sogar wieder renaturieren.
In Folge des Krieges in der Ukraine mit starken Energie- und Baukostensteigerungen und erhöhten Zinsen gibt es jetzt eine Zurückhaltung bei der Neuansiedelung von Gewerbe. Aber die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Rendsburg-Eckernförde geht davon aus, dass die Nachfrage wieder steigt, wenn sich „die geopolitische Lage beruhigt“ hat und man hofft auf Erneuerbare-Energien-Unternehmen im Schlepptau von Northvolt. Und alle hoffen nun, dass Amazon das Gelände auch wieder verkauft.
Währenddessen wird an anderen Stellen im Kreis an der Schaffung neuer Gewerbegebiete gearbeitet. Z.B. soll in Dänischenhagen das interkommunale Gewerbegebiet Lehmkaten um weitere 19 Hektar erweitert werden. Vom Zweckverband Entwicklungsgemeinschaft Altenholz-Dänischenhagen-Kiel wird auf einem historischen Grünzug und schützenswertem Biotopverbund geplant. Protest vom BUND gegen die Flächenversiegelung und Zerstörung von landwirtschaftlicher Fläche wurde abgewiesen, denn der Bedarf an Gewerbeerweiterung sei höherwertig und angeblich sei dies als Potenzialfläche für die Stadt Kiel dringend nötig. Wenn die archäologischen Untersuchungen stattgefunden haben, soll im Herbst 2025 gebaut werden. Ausgerechnet die Stadt Kiel, die vor ungenutzten Gewerbeflächen nur so strotzt, aber lieber neu auf Naturland bauen lässt (wie z.B. Bölckestraße Nord), sollte ihre eigenen Ratsbeschlüsse für die Gewerbeentwicklung auf dem Flughafengelände oder dem ehemaligen MFG5-Gelände ernst nehmen, statt im Umland an weiterer Flächenversiegelung teilzunehmen.
In Schleswig-Holstein insgesamt sieht es mit der Gewerbeflächen-Entwicklung gruselig aus. Allen voran der CDU-Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, der keine Ruhe gibt und auf Fortschritte im Dänischen Königreich verweist, wo hinter dem geplanten Belt-Tunnel in Richtung Kopenhagen vorsorglich schon mal 350 ha Gewerbeland erschlossen wird.
Dem will Schleswig-Holstein nicht hinterherhinken. Entlang der drei Autobahnachsen Westküste A23/B5, Mitte bis Süd an der A7 und an der A1 Richtung Fehmarn gibt es Wirtschaftskooperationen für die Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen. Geplant ist eine Ausweitung der Wertschöpfung, „um die Wirtschaftskraft im Land nachhaltig zu verbessern.“ Ein Markt für 10 Millionen Menschen soll dort nach Wunsch des Unternehmensverband Nord entstehen. Die Wirtschaft ist wie immer maßlos.
Insgesamt sollen 1736 Hektar Fläche für Gewerbe an den Hauptachsen (A23=410 ha, A7=641, A1=685 ha) geschaffen werden. Ob die Grünen im Landtag es schaffen werden, die in den Regionalplänen ausgewiesenen Naturflächen zu erhalten oder ob sie wie bei CCS- und LNG-Förderung wieder umfallen, da dürften wir spannend sein.
Auf die Natur- und Umweltschützer kommen hier langfristig hohe Aufgaben zu. Und ob die Natur oder die Wirtschaftslobby siegt, wird starke Auswirkungen auf die Lebensqualität und den Klimawandel haben. Schauen wir mal, wo Amazon sein neues Lager aufschlägt. (uws)
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Klimakatastrophe:
EU-Klimaziel mit zwei Haken
Brüssel will Ausstoß von Treibhausgasen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das klingt radikal, ist aber unzureichend
Die EU-Kommission hat Vorschläge für konkretisierte Klimaziele vorgelegt, die in den nächsten Monaten im Strasbourger Parlament und unter den Regierungen diskutiert und nach der EU-Wahl im Juni in eine Verordnung gegossen werden sollen. Das Verfahren ist im Europäischen Klimagesetz vorgesehen, und Zeit wäre es allemal. Der Klimawandel steht längst vor der Tür, verursacht schon jetzt erhebliche Schäden und lässt für die Zukunft allerlei unerfreuliche Szenarien erwarten (siehe Artikel zum Golfstrom).
Nach dem Vorschlag soll der Ausstoß der Treibhausgase bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 verringert werden. 1990 betrugen die Emissionen nach Angaben der EU-Umweltagentur in Kopenhagen 4,7 Milliarden Tonnen jährlich, 31 Jahre später waren es noch immer 3,2 Milliarden Tonnen. Der Rückgang ist vor allem das Ergebnis des Ausstiegs aus der Kohle, der in vielen EU-Mitgliedsländern bereits weiter vorangekommen ist als in Deutschland. Andere Sektoren, zum Beispiel der Straßenverkehr, emittieren zum Teil noch auf dem gleichen Niveau wie 1990. Hierzulande wird damit inzwischen von der Bundesregierung das deutsche Klimaschutzgesetz verletzt, wie im Herbst ein Berliner Gericht festgestellt hat.
Angesichts dessen hört sich der Vorschlag der Kommission geradezu radikal an und dürfte daher viel Gegenwind bekommen. Allerdings hat er diverse Haken. Zum einen ist die Reduktion unzureichend. Soll die globale Erwärmung noch in einem halbwegs verträglichen Rahmen gehalten und das Umkippen verschiedener Komponenten des Klimasystems wie etwa des Golfstroms (siehe Keller) verhindert werden, müssten die Emissionen bis 2035 oder früher auf null reduziert werden und nicht erst 2050, wie es das Klimagesetz vorsieht. Und die Reduktion müsste sofort in großen jährlichen Schritten beginnen, denn letztlich kommt es auf die Gesamtmenge der Emissionen an. Das mit großem Abstand wichtigste Treibhausgas Kohlendioxid reichert sich nämlich in der Atmosphäre an und verbleibt dort für mehrere tausend Jahre.
Doch im Augenblick sieht es noch nicht einmal danach aus, dass die Union ihr Ziel für 2030 erreichen wird. Bis dahin soll der jährliche Treibhausgasausstoß um 55 Prozent auf 2,15 Milliarden Tonnen gesenkt werden. Aber zwischen 2011 und 2021 haben die Emissionen nach den Daten der Kopenhagener Umweltagentur nur um 0,48 Milliarden Tonnen abgenommen. Setzt sich dieser Trend fort, werden 2030 noch immer 2,8 Milliarden Tonnen jährlich in die Luft geblasen. (Alle Mengen sind in sogenannten CO2-Äquivalenten angegeben, da die anderen Treibhausgase wie etwa Methan entsprechend ihrer Klimawirksamkeit in CO2, das heißt in Kohlendioxid, umgerechnet werden.)
Ein weiterer Haken des Kommissionsvorschlags: Es ist von Nettoemissionen die Rede. Dahinter steckt die Vorstellung, dass ein Teil der Treibhausgasemissionen durch andere Maßnahmen kompensiert werden könnte. Konkret geht das Brüsseler Papier davon aus, dass 2040 noch bis zu 850 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich emittiert werden. Davon sollen 400 Millionen Tonnen CO2 durch Aufforstung und sogenanntes CCS (Carbon Capture and Storage, CO2-Abscheidung und Einlagerung) gebunden werden. Diese Technologie ist aber bisher nirgendwo über das Stadium von Pilotanlagen hinausgekommen.
Sie würde bedeuten, dass das CO2 in den Kraftwerken mit erheblichem Energieaufwand eingefangen und verflüssigt wird. Etwa zehn Prozent des im jeweiligen Kraftwerk erzeugten Stroms wäre dafür notwendig. Sodann müsste sich dafür ein langfristig sicherer Speicher finden lassen. Diskutiert wird vor allem, das flüssige CO2 in tiefere Erdschichten zu pressen. Ob es dort aber wirklich sicher verbleibt, ist bisher offen. Unter anderem wirkt das Gas als Säure, könnte also giftige Stoffe aus dem felsigen Untergrund lösen und mit diesen Grundwasser führende Schichten bedrohen. Entsprechend regt sich unter anderem in Schleswig-Holstein und in Sachsen-Anhalt in der Bevölkerung Widerstand gegen entsprechende Pläne.
(Wolfgang Pomrehn, 15.2.2024, jungeWelt)
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Klimakatastrophe:
Golfstrom am Kippunkt
Die Winter in Norddeutschland drohen um zehn bis 30 Grad kälter zu werden
Zum „Golfstrom am Kippunkt“. Bild: Wikipedia
„Der Nordatlantikstrom (englisch: North Atlantic Current, NAC) ist eine warme Meeresströmung, die den Golfstrom nordöstlich bis nach Europa verlängert.“
Manche Zeitgenossen unken ja bei Schnee und Frost gerne, wo denn nun der Klimawandel bleibe, und demonstrieren damit ein verbreitetes Missverständnis: Klimawandel bedeutet keinesfalls, dass es überall auf dem Planeten gleichmäßig wärmer wird. Klimawandel bedeutet vor allem, dass das Klima gewaltig durcheinander kommt. Unwetter werden intensiver, Wettermuster unzuverlässiger, Niederschlagsgürtel verschoben oder der tropische Regenwald im Amazonasbecken bedroht, wie diese Woche einmal mehr eine Studie in der Fachzeitschrift Nature zeigt.
Dem Amazonasregenwald wird darin bescheinigt, kurz vor einem kritischen Wendepunkt, einem sogenannten Kippunkt, zu stehen. Werde dieser überschritten, könnte bis zur Mitte des Jahrhunderts aus knapp der Hälfte des Waldes eine Savanne werden. Die Auswirkungen auf die Länder in seinem Süden wären dramatisch. Bisher arbeitet der Wald nämlich als eine Art Förderband, das große Mengen an Feuchtigkeit aus der Karibik in Brasiliens Süden sowie nach Bolivien, Paraguay und Argentinien transportiert. Das über dem karibischen Meer verdunstende Wasser strömt mit der Luft landeinwärts, regnet dort über den Wäldern ab, verdunstet erneut, wird weiter getragen, regnet mehrfach wieder ab, bis es in Paraguay oder in Argentiniens Norden landet, wenn es nicht schon zuvor das größte Feuchtgebiet der Erde, das Pantanal in Brasiliens Süden, gespeist hat. Mit dem Wald würde auch dieser »fliegende Fluss« verschwinden, wie ihn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen.
Ähnlich dramatische, aber ganz anders geartete Überraschungen drohen auch Nord- und Nordwesteuropa. Dort könnte es mit der globalen Erwärmung deutlich kälter werden. Empfindlich kälter sogar, wie eine letzte Woche in einem anderen Fachblatt, in Science Advances, veröffentlichte Studie über den Golfstrom befürchten lässt. Wenn dieser abreißt, würden die Winter im Norden unseres Kontinents – und da zählt Norddeutschland in diesem Fall dazu – um zehn bis 30 Grad Celsius kälter. Verursachen könnte dies ein zu großer Eintrag von Süßwasser in den nördlichen Nordatlantik. Dieser wird um so wahrscheinlicher, je mehr und je schneller das Eis auf Grönland schmilzt – und für eine Beschleunigung der dortigen Eisschmelze gibt es schon seit Jahren diverse Anzeichen.
Für die Fachwelt ist das Ergebnis dieser neuen Arbeit, die von drei Wissenschaftlern der Universität Utrecht in den Niederlanden erstellt wurde, nicht unbedingt überraschend. Schon seit den 80er Jahren, als das polare Eis noch recht stabil erschien, aber der drohende Klimawandel längst Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Debatten war, wird über die Folgen spekuliert, die der vermehrte Eintrag von Schmelzwasser in die Gewässer südlich von Island und Grönland für die Meeresströmungen haben könnte. Der Golfstrom, der Nordwesteuropa ein vergleichsweise mildes Klima beschert, wird im nördlichen Nordatlantik nämlich davon angetrieben, dass sehr salziges Meerwasser aufgrund seiner größeren Dichte absinkt und daher an der Oberfläche Wasser aus dem Süden nach strömt. Der besonders hohe Salzgehalt des Wassers rund um und nördlich von Island ist eine Folge der Eisbildung im Winter.
Wenn Meerwasser gefriert, bleibt der allergrößte Teil des in ihm gelösten Salzes in den unter dem Eis liegenden Wasserschichten zurück. Wenn nun durch das Tauen des Eises auf Grönland – dort ist immerhin genug Wasser gespeichert, um weltweit den Meeresspiegel um etwa sieben Meter ansteigen zu lassen – vermehrt Süßwasser in den Nordatlantik eingeleitet wird, dann wird dieses wegen seiner geringeren Dichte eher auf der Oberfläche bleiben und als erstes im Winter frieren. Das Ergebnis: Weniger Salz wird ausgefällt, die Salzkonzentration ist geringer, das Absinken nimmt ab, damit auch der Zustrom warmen Wassers aus dem Süden, und schließlich fällt Westeuropas Heizung aus.
Mit der neuen Arbeit, der umfangreiche Modellrechnungen zugrunde liegen, wissen wir nun, dass das alles nicht nur hypothetische Überlegungen sind, sondern dass sich das ganze System der Meeresströmungen im Atlantik, von denen der Golfstrom nur ein Teil ist, auf einen Kippunkt zubewegt. Ein Umschlagen des Systems, das Versiegen des Golfstroms und damit der westeuropäischen Fernheizung, ist nicht mehr ausgeschlossen und wird mit jedem Zehntel Grad Erwärmung wahrscheinlicher. Die Autoren legen sich nicht fest, wann dies der Fall sein könnte, zitieren allerdings zustimmend eine Studie aus dem letzten Jahr, die den Zeitpunkt irgendwann zwischen 2025 und 2095 verortet.
(Wolfgang Pomrehn, 15.2.2024, jungeWelt)
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BUND:
Wertvolle Knicks in Schleswig-Holstein?
Das können wir knicken!
• Biologische Vielfalt in Schleswig-Holstein weiterhin bedroht
• Ausbau des Biotopverbunds dringend erforderlich
• Knicks verarmen zunehmend
Es ist die Jahreszeit, Knicks „auf den Stock zusetzen“. Knicks sind jahrhundertealtes, landschaftsprägendes Kulturgut und Naturbestandteil in Schleswig-Holstein. Der jüngst veröffentlichte Bericht zur biologischen Vielfalt der Landesregierung unterstreicht dies: Die Knickpflege ist 2023 immaterielles Weltkulturerbe geworden. Heute gibt es in Schleswig-Holstein noch 54.000 Kilometer Knicks – es waren jedoch vor den Flurbereinigungen mehr als 80.000 Kilometer.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein (BUND SH) ist entsetzt, dass die Ministerien darüber nur bruchstückhaft informieren. „Der Bericht der Landesregierung zur biologischen Vielfalt verschweigt die tatsächliche ökologische Situation im Land und den bedrohlichen Rückgang sensibler Arten und Lebensräume“, sagt Marina Quoirin-Nebel, Vorstandsmitglied im BUND SH. Der Umweltverband weist exemplarisch auf die Situation der Hecken und Knicks im Land hin und verurteilt die Untätigkeit der Landespolitik, der biologischen Verarmung entgegen zu wirken.
„Gerade der mangelhaft umgesetzte Biotopverbund ist ein bewusstes staatliches Versagen. Wer den Schwund von Arten so klar in seinem Bericht aufzeigt, der muss auch sagen, was getan werden muss!“, betont Quoirin-Nebel.
Gerade mit ihren artenreichen Säumen könnten die Knicks einen großen qualitativen Beitrag zum Biotopverbund und zur biologischen Vielfalt leisten. Sie sind Lebensraum etwa von Haselmaus und Rebhuhn. Doch genau diese Säume fehlen aufgrund der zunehmend intensiven Landwirtschaft. Von den früher bekannten 85 unterschiedlichen Knick-Gesellschaften sind die meisten aus der Landschaft verschwunden. Der ökologische Zustand der Knicks ist schlecht – genau das verschweigt der Bericht des Landwirtschafts- und des Umweltministeriums. Seit der Veröffentlichung der Biotopkartierung des Landes im vergangenen Jahr ist klar: die artenreichen Säume der Knicks sind fast überall verschwunden. Der notwendige Lebensraum fehlt, da Landwirte bis nahe an den Knickfuß wirtschaften dürfen.
Knicks sind wichtige Biotopverbund-Achsen, die es Tieren – und über die Saat-Verbreitung auch Pflanzen – ermöglichen, von einem Lebensraum in den anderen zu gelangen. Gerade Schleswig-Holstein hat hier eine besondere Verantwortung, denn es ist Durchzugsland für viele Arten, die aufgrund des Klimawandels von Süd nach Nord wandern.
Der Biotopverbund, ein wichtiger Baustein der Biodiversitätsstrategie des Landes, wird nach Ansicht des BUND SH bisher nur mangelhaft umgesetzt. In den Ministerien gibt es bisher nur eine einzige Personalstelle, die sich mit diesem zentralen Thema beschäftigt.
„Die Fakten liegen auf dem Tisch, doch die versprochenen Taten bleiben aus. Auch im aktuellen Haushaltsentwurf sind keine Mittel vorgesehen, die auf eine Verbesserung hinweisen. Für den Biotopverbund und die Artenvielfalt ist es dringend an der Zeit, ausreichend Finanzen und Personal in Land und Kreisen einzuplanen. Ansonsten sehen wir die Ziele der Biodiversitätsstrategie des Landes akut gefährdet“ sagt Marina Quoirin-Nebel.
Für weitere Informationen
Bini Schlamann
Agrar- und Biodiversitätsreferentin
Mail: bini.schlamann@bund-sh.de
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Schleswig-Holstein e. V.
Lorentzendamm 16, 24103 Kiel
www.bund-sh.de
PR 8.2.2024
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Infoveranstaltung in Eckernförde geplant:
Lauter Protest gegen Bauschuttdeponie
Rund um die geplante große Bauschutt-Deponie bei Gammelby/Kosel gibt es immer mehr Proteste im Kreis Rendsburg/Eckernförde. An fast jeder Ecke stehen Deponie-Kreuze in den betroffenen Gemeinden, mehr als 300 Stück wurden bereits aufgestellt. In der Stadt Eckernförde gibt es darüberhinaus Protest-Plakate, wofür von der Stadt sogar die Wahlkampfstellwände zur Verfügung gestellt wurden.
Die Bevölkerung sorgt sich um die Auswirkungen der Deponie auf Tourismus, Natur und Umwelt. Insbesondere betroffen wäre der unter Naturschutz stehende Bültsee und das Grundwasser in der gesamten Region. Bereits jetzt gibt es schlechte Erfahrungen mit den Versprechen der Betreiber von Alt-Deponien bezüglich Renaturierung. Eine Betreiberin einer Deponie im Bereich Eichtal wurde vor zehn Jahren insolvent und angeblich musste damals das Land mit Kosten von über einer Million Euro die Abdeckung der Deponie finanzieren.
Die Fa. Glindemann will jetzt in Kosel die neue Bauschuttdeponie errichten und das Land hat dafür diesen Standort allein für geeignet erklärt. Glindemann hatte dort bereits Kiesabbau betrieben und die Genehmigung war erteilt worden, nur mit der Auflage der sofortigen Renaturierung nach der Auskiesung. Diese vertragliche Abmachung wurde nicht eingehalten.
Statt der Renaturierung der Fläche von 10 Hektar soll jetzt dort die Bauschutt-Deponie errichtet werden. Angeblich habe die Fa. Glindemann bereits die gesetzlich vorgeschriebenen Gutachten für die Antragstellung abgeschlossen und das Gebiet zwischen Kosel und Gammelby sei als allein geeignet bewertet worden, nachdem alle Standorte der Unternehmensgruppe geprüft wurden. Bisher wurde die Genehmigung noch nicht erteilt und die Proteste nehmen zu und auch der Eckernförder Stadtrat lehnt die Bauschuttdeponie ab.
Am Di., 20. Februar 2024 um 19 Uhr in der Stadthalle Eckernförde soll eine Info-Veranstaltung stattfinden, zu der die Gemeinden Kosel, Gammelby und Windeby, sowie die Stadt Eckernförde aufrufen. Vertreter der „Interkommunalen Arbeitsgruppe Deponie“, Naturschutzverbände, Wirtschaft und Tourismus sollen auf dem Podium sitzen.
(uws)
Weitere Informationen zu den Hintergründen und umweltschädlichen Auswirkungen der geplanten Deponie gibt es auf der Seite:
www.deponie-stoppen.de
Auf www.deponie-stoppen.de heißt es u.a.:
Die bRG-Entsorgungsgesellschaft mbH & Co. KG Grevenkrug möchte in einem Kiesabbaugebiet zwischen dem Bültsee und dem Schnaaper See an der B76 eine der größten „Bauschutt“-Deponien in Schleswig-Holstein einrichten und betreiben. Das ist nicht akzeptabel!
• Die Deponie würde in einer Kette von Grundwasserseen entstehen, die unterirdisch miteinander in Verbindung stehen. Ausgetretene Schadstoffe würden so schnell verbreitet und zusätzlich das Grundwasser geschädigt werden.
• Das oberflächlich von der direkten Deponieumgebung abfließende Wasser könnte mit Schadstoffen in die angrenzenden Seen gelangen, da die Deponie auf einer Anhöhe liegen würde.
• Die Deponie wäre nahezu vollständig von wertvollen Schutzgebieten umgeben.
• Die vertraglich zugesicherte spätere Renaturierung des jetzigen Kiesabbaugebietes würde durch eine Deponiegenehmigung verhindert werden.
• Die einmalige Möglichkeit, durch diese Renaturierung gleichzeitig mehrere auch landespolitisch verfolgte Naturschutzziele umzusetzen, wäre vergeben.
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